Forschungsprojekte

“The Spoils of Higher Education: Settler Colonialism and the University in the United States” (Working Title)

Spoils:  goods stolen or taken forcibly from a person or place
                
in archaeology: the materials (dirt, earth) that are removed from an excavated area.

Meine Habilitation reagiert auf eine Art Niedergangnarrative, die einen Großteil der aktuellen Kritik an der Universität ausmacht. In den Diskurs critical university studies (kritischen Universitätsstudien), so betitelt von Jeffrey Williams in 2012, beklagen Wissenschaftler*innnen beispielsweise die tiefgreifenden Auswirkungen der neoliberalen Finanzpolitik seit 1970 auf die Funktion der Universität. Diese Kritik ist wichtig - insbesondere, aber nicht nur in den Vereinigten Staaten, sinkt die Zahl der Lehrstühle weiter, während die Studiengebühren in die Höhe steigen. Doch in diese Niedergangnarrativen ist die Vorstellung eingebettet, dass die Universität vor den Veränderungen der letzten Jahrzehnte tatsächlich ein Ort des demokratischen intellektuellen Austauschs war. Dieses Projekt versucht, dieses mythische Bild der Universität zu erschüttern, indem es sich mit einer Vielzahl von Texten auseinandersetzt, darunter Chartas von Universitäten, indigene Kritiken und andere Schriften über die Universität, Campus-Romane sowie dekoloniale und antirassistische Appelle an Hochschulen. Durch die Betrachtung der sozialen Rolle der Universität in den Vereinigten Staaten, die bereits um 1650 begann, setzt sich dieses Projekt mit der Art und Weise auseinander, in der Hochschulen an der kolonialen Expansion der USA beteiligt waren und weiterhin sind.

Forschungsinteressen

  • Feministische und queere Theorien, insbesondere dekoloniale feministische Theorie

  • Black studies

  • Critical Inidgenous studies

  • Der Campusroman, insbesondere von Autor*innen of Color

  • Protestliteratur

  • US-Amerikanische Reformliteratur, insbesondere Abolitionismus und Mäßigkeit (Temperance)

Abgeschlossene Projekte

Dissertationsprojekt
“Bloated: Power and the Body in American Temperance Literature”
University of Connecticut, 2019

Ausgezeichnet mit den Milton Stern Award des Englischen Seminars und des CGS/ProQuest Dissertationspreises der University of Connecticut, 2019

"Bloated" verfolgt die Figur des weißen, männlichen Trunkenbolds durch den Mäßigkeitsdiskurs, der die amerikanische Literatur von 1827 bis 1920 durchdrang. Die Mäßigkeitsbewegung erstreckte sich über das gesamte 19. Jahrhundert und gipfelte schließlich 1919 in der Verabschiedung des 18. Verfassungszusatzes, der den Verkauf von Alkohol in den Vereinigten Staaten verbot. Indem ich die Art und Weise verfolge, in der Autor*innen - insbesondere Frauen und Schwarze Männer und Frauen - die Figur des weißen, männlichen Trunkenbolds in ihrem Mäßigkeitsdiskurs verwendeten, zeige ich, dass die Mäßigkeitsliteratur eine intersektionale Kritik an den weißen suprematistischen und patriarchalischen Grundlagen der amerikanischen sozialen Hierarchien enthält. Vor dem Bürgerkrieg nutzten Autor*innen die Figur des weißen männlichen Trunkenbolds, um die mit der amerikanischen Staatsbürgerschaft verbundenen Werte - insbesondere den rationalen Diskurs und die körperliche Selbstkontrolle - von Weißsein und Männlichkeit zu distanzieren, und zwar in einer Vielzahl von Genres und Formen, darunter Anekdoten, Leitartikel und Briefe in Zeitungen für Fraueninteressen und Schwarze Abolitionist*innen sowie Kurzgeschichten, Narrativen der Versklavung, Romane und reformorientierte Appelle an die Gesetzgebung und die Öffentlichkeit. Nach dem Bürgerkrieg verschwand der archetypische weiße, männliche Trunkenbold jedoch aus den meisten Mäßigkeitstexten, sowie der historischen Dokumente, die von der Women's Christian Temperance Union veröffentlicht wurden. In den soziologischen und biografischen Bänden der Progressive Era taucht der Trunkenbold dann als Alkoholiker auf. Diese Veränderungen in der Figur des weißen, männlichen Trunkenbolds sind ebenso politisch bedeutsam wie die Objektivierung des Trunkenbolds in den Texten der Vorkriegszeit. Sie signalisieren einen normalisierenden Wandel in einem dekonstruktiven Diskurs und eine Kapitulation vor der weißen Vorherrschaft, die der nationalen Wiedervereinigung zugrunde lag. Indem ich die Darstellungen - und Auslassungen - des weißen, männlichen Trunkenbolds in der amerikanischen Literatur des 19. Jahrhunderts verfolge, zeige ich, wie die Autor*innen der Abstinenz die Heuchelei der Verkörperung aufdeckten, die der amerikanischen Machtverteilung zugrunde liegt: Weiße Männer sind aufgrund ihres Körpers einzigartig in der Lage, sich selbst und andere zu regieren, aber was sie zu dieser Regierung befähigt, ist die Distanzierung von diesem Körper.